05.07.2015, Die Herren II und der Showdown in Hainstadt

Sonntag, High Noon um 8.30 Uhr, sechs glorreiche Altheimer der Herren II haben sich in ihrer Kutsche auf den Weg gen Westen gemacht, um sich in ihre finale Schlacht zu stürzen. Hier am Weisenstein, wo sich sonst Kaninchen und Büffel gute Nacht sagen, kommt es zum unerbittlichen Showdown zwischen den beiden einzigen noch ungeschlagenen Clans. Auf der einen Seite sechs grobschlächtige Hainstädter, die sich mit drei Zittersiegen gegen ersatzgeschwächte Gegner eine Restchance auf den Aufstieg bewahrt haben. Gegenüber die eleganten Tennisvirtuosen unserer Herren II, die nur aus purer Nettigkeit bei drei ihrer fünf Kantersiegen ihren Widersachern Ergebniskosmetik gestatteten.

 

Begleitet werden die stolzen Krieger wieder von ihrem Fan Franz W., der seine Auswärtsdauerkarte erneut nutzt. Dass sich die großartigen Taten der Herren II bereits im ganzen Reich herumgesprochen haben, zeigt sich ebenfalls dadurch, dass der Auswärtssupport während der Runde um 200% angestiegen ist. Von einem Geheimtipp haben sie sich längst zu einem Zuschauermagnet entwickelt, die Autobahnen sind an diesem Sonntag mit dem Andrang völlig überlastet. Unter den Zuschauern weilt dieses Mal auch ein Vertreter des Hauptsponsors Epple Türen, der gespannt erfahren möchte, ob die im Zuge der Verhandlungen versprochene Meisterschaft heute umgesetzt wird.

 

Die erste Schikane der Hainstädter zeigt sich gleich kurz nach der Ankunft. Nicht nur, dass dem designierten Meister der obligatorische Sektempfang vorenthalten wird und den Ersatzspielern ein klimatisierter Warteraum mit Entertainment- und Massagemöglichkeiten verweigert wird. Statt dem üblichen Ascheplatz hat der Heimverein auch - wohl in einer Nacht- und Nebelaktion - einen Belag namens Canada Tenn auf den Plätzen aufgebracht. Angeblich ein offiziell zugelassener und pflegeleichter Belag, doch gleichzeitig ein gewiefter Versuch, den Rhythmus der Herren II zu brechen. Nach kurzer Beratung über die Option, das Schiedsgericht aufzusuchen und das Match am grünen Tisch statt auf dem grünen Platz zu gewinnen, entscheidet sich der Teamrat, die Herausforderung anzunehmen.

 

Der zweite herbe Rückschlag für die Mannschaft also schon vor Spielbeginn. Denn bereits im Vorfeld hatte sich Ernüchterung breit gemacht, als bekannt geworden war, dass Marco "Running Bull" Bechtold doch auflaufen konnte und nicht dessen starker Vertreter Thorsten "Thunder" Kirchgeßner. Pikant insbesondere dadurch, dass Teamoldie Marco am Vortag eine bittere Niederlage bei den Herren 40 einstecken musste und er somit ohne Selbstvertrauen sowie sein Lieblingsstrikot anreisen musste. Sein Glücksoutfit hatte angeblich ein Loch abgekriegt, als er in der größten Mittagsglut mit der Lupe den Sponsorennamen entziffern wollte. Möglich ist aber auch, dass ihn ein gegnerischer Schlägertrupp einschüchtern wollte. Da Marco nun ohne Sponsorenaufschrift antreten muss, droht ihm eine empfindliche Konventionalstrafe. Stark jedoch wie Teampsychologe André Marco wieder aufbaut, indem er ihn im Mannschaftsbus neben dem Fahrer sitzen lässt. Marco strahlt wie ein Honigkuchenpferd.

 

Nach einem aufmunternden "Marcel tov" und einem "jans viel Glück" an seine Mitstreiter, macht sich Kapitän André zusammen mit Marcel und Jan an die erste Runde. Trotz der bereits zu früher Stunde hohen Temperaturen lässt André nichts anbrennen. Im ersten Satz geht er gleich mit gutem Beispiel voran, um seinen Kameraden die nötige Zuversicht mit auf den Weg zu geben. Augenzeugen können sich an keinen einzigen Punkt für Jürgen "The Kid" Erhardt im ersten Durchgang erinnern. Ansonsten autorisiert André - auch als Agressivleader allgemein anerkannt - anschließend abgebrüht aufgrund außergewöhnlicher Atlethik abgesehen allein vom Ehrenspielgewinn keine Geschenke an seinen Gegner, der durch die Hitze sichtlich gehandicapt wirkt. Clever von Routinier André zudem, sich nicht länger als die nötigen 45 Minuten außerhalb vom Schatten aufzuhalten, um Kräfte für das Doppel zu sparen.

 

Schwerer tut sich Kollege "Magic" Marcel Kirschenlohr nur zu Beginn seiner Partie gegen den zweiten - ebenfalls gar nicht so jugendlich wirkenden - Hartmut "The Kid" Kirchgeßner. Der bislang in dieser Saison ungeschlagene Kontrahent wehrt sich zwar tapfer und kann die Kugel häufig lange im Feld halten, bleibt aber letztlich beim 6:3, 6:0 chancenlos. Anschließend erfüllt sich Marcel einen Kindheitstraum: Inspiriert von seinem Vorbild André, der eigens für ihn angefertigte Schuhe mit Blitzableiter trägt, um ihn trotz megamäßiger Beschleunigung sicher über die Tennisplätze zu geleiten, gelingt es ihm, einen hiesigen Blumenhändler zur Unterstützung seines Vorhabens zu bewegen. Mit seinem Modell "Flower Shoes" ist er passend zum Wetter das Gesprächsthema und der Hingucker zugleich – der angesagte Modetrend in diesem Sommer.

 

Wesentlich spannender gestaltet sich das Duell von Jan "Wolle" Spiesberger. Nach Anlaufschwierigkeiten und 1:4-Rückstand, kämpft er sich zu einem 5:5, um dann den Satz doch noch 5:7 abzugeben. Ähnlicher Verlauf im zweiten Durchgang, doch Newbie Jan beweist, dass er schnell dazulernt und dreht den Spieß (wortwörtlich) zum 7:5 herum. Dramatisch dann der Match-Tie-Break, den Jan trotz 6:5-Führung mit 6:10 abgeben muss. Entscheidend dafür wohl ausschließlich die unsportliche Geste des benachbarten Fußballvereins in verzweifelter Sorge um den heimischen TC, ausgerechnet die Endphase musikalisch zu untermalen und somit Jans Konzentration nachhaltig zu stören. Nach über zwei Stunden Fight um jeden Ball bei glühender Hitze eine bittere und ernüchternde Niederlage oder vielleicht doch Teil eines von langer Hand durchdachten Plans? Aber dazu später mehr.

 

Inzwischen haben sich auch Marco "Der sich einen Wolf rennt" Bechtold und "Pistol" Patrick Wojdowski, der einzige Spieler, der schneller zieht als sein Schatten, an die Arbeit gemacht. Bereits im ersten Satz setzt Marco alles auf seine überlegene Laufstärke, leistet sich aber ungewohnt viele einfache Fehler und muss sich deshalb knapp im Tie-Break geschlagen geben. Im zweiten geht Marcos Taktik hingegen voll auf und er zwingt seinen Kontrahenten mit 6:1 in den Match-Tie-Break, den er trotz anstrengendem Einsatz vom Vortag in den Knochen mit 10:6 gewinnen kann. Bei Patrick sieht durch ein 6:1 zunächst alles nach einer klaren Angelegenheit aus. Doch sein Gegner Uwe "Den Mann, den sie mit zwei Vornamen nannten" Arnold weigert sich zu kapitulieren und erzwingt durch ein 4:6 einen Match-Tie-Break. Hier findet Patrick jedoch zu gewohnter Stärke zurück und triumphiert angetrieben von seinem treusten Fan und Gönner Franz W. mit 10:2.

 

"Fabulous" Fabian Schnorr gebührt traditionellerweise der Schlusspunkt bei den Einzeln, nachdem seine Mitstreiter gute Vorarbeit geleistet haben. Allerdings erwischt er heute einen - so die gängige Zuschauermeinung - "bockstarken" Gegner, der beim 2:6, 0:6 seine ganze Klasse zeigt und Hainstadt damit im Spiel hält. Weiterhin fehlt vor den Doppeln also nur ein Erfolg zum Gewinn der Meisterschaft. Doch in den Hinterköpfen sorgt ein Déjà-Vu für Anspannung. Bereits in der vergangenen Saison sollte im letzten Spiel die Entscheidung in den Doppeln fallen. Trotz Satzführung in allen drei Partien gelang nur ein Sieg und schließlich war mit 3:6 der Abstieg besiegelt. Nun schließt sich also der Kreis und die Mannschaft steht am Scheideweg: Ein Sieg und die ruhmreiche Rückkehr in die 1.Kreisliga ist perfekt. Drei Niederlagen und der Mannschaft droht ein weiteres Jahr tingeln über die Dörfer der 2.Kreisliga…

 

Doch es kommt noch schlimmer: Wieder gewinnen die Herren II bei allen Doppeln den ersten Satz. Verzweiflung scheint sich schon breit zu machen. Als dann auch noch das 2er-Doppel Kirschenlohr/Schnorr im zweiten Satz völlig den Faden verliert und nach 6:1 im ersten 0:6 verliert, scheint das Schicksal erneut seinen Lauf zu nehmen. Aber die tapferen Herren II stemmen sich gegen die drohende Niederlage. Jetzt macht sich die Zermürbungsstrategie der Einzel von Jan und Marco bezahlt. Nicht mehr für möglich gehalten gewinnen sowohl Bechtold/Wojdowski mit 6:2, 6:1 als auch Spiesberger/Knell mit 6:1, 6:0. Selbst Kirschenlohr/Schnorr kriegen noch die Kurve und entscheiden den Match-Tie-Break mit 10:6 für sich.

 

Mit einem standesgemäßen 7:2 sorgen die Herren II schließlich nicht nur für den Tageserfolg, sondern in ihrem letzten Saisonmatch auch für Platz 1 und den Meistertitel. Hainstadt zeigt sich danach noch als fairer Verlierer und sorgt beim Duschen für die nötige Abkühlung. Damit endet die Spielzeit mit dem sechsten Sieg im sechsten Spiel  und wir verfolgen und freuen uns auf die weiteren Abenteuer der Herren II nächstes Jahr in der 1.Kreisliga.

Termine

Freitag, 06.12.24

16:00 Uhr: Arbeitseinsatz Kunsthandwerkermarkt


Samstag, 07.12.24

11:00-18.00 Uhr: TC beim Kunsthandwerkermarkt in Buchen


Sonntag, 08.12.24

11:00-18.00 Uhr: TC beim Kunsthandwerkermarkt in Buchen


Sonntag, 08.12.24

18:00 Uhr: Arbeitseinsatz Kunsthandwerkermarkt


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